Um als Unternehmen eine Absicherung in Höhe von mehreren Millionen Euros zu bekommen sind eine Reihe von Unterlagen nötig: Ein Businessplan, ein Finanzplan, eine Risikoabschätzung, etc. etc. etc. Normalerweise geht man durch mehrere Finanzierungsrunden bis dann alles bis ins kleinste Detail mit den Verantwortlichen besprochen wurde und das Geschäftsmodell und die Planung als realistisch eingestuft wurde.

Außer man lässt sich von der Stadt Wels finanzieren. Dann kann man sich das Ganze sparen, weil die unterstützt auch ohne Informationen.

Blinde Finanzierung

Was wie ein schlechter Witz klingt ist so tatsächlich passiert. Nämlich im Fall der Messe Wels. In der letzten Gemeinderatssitzung vom 21.03.2021 beschloss der Gemeinderat etwa drei Millionen Euro Steuergeld als Darlehen an die Messe zu vergeben. Ohne vorher die Unterlagen gesichtet zu haben. Ohne zu wissen, wofür das Geld verwendet wird.

Auch wenn wir als NEOS natürlich anerkennen, dass die Messe ein wichtiger Faktor für die Messestadt Wels ist, kann ein blindes Darlehen niemals befürwortet werden. Im Sinne der Transparenz und in Anbetracht dessen, dass die Finanzierung aus Steuergeldern besteht muss auch solch eine Entscheidung auf seine Wirtschaftlichkeit geprüft werden.

Die Bitte um Einsicht in die Akten wurde dem Gemeinderat Markus Hufnagl von Dr. Rabl verwehrt. Die Begründung: Die Akten seien geheim. Nun ja, da Gemeinderäte ohnehin unter Eid zur Verschwiegenheit verpflichtet sind lässt sich diese Begründung kaum nachvollziehen und daher stellt sich die Frage: Sind die Akten tatsächlich geheim oder existieren sie vielleicht auch gar nicht?

„Einen Geschäftsführer, der mit einer solchen Datenlage zu seinem Eigentümer oder zur Bank geht, würde man umgehend entlassen. Aber bei der öffentlichen Hand geht’s anscheinend.“

Markus hufnagl (neos), gemeinderat WELS

Messen nach der Pandemie

Was die (nicht vorhandene) Sachlage besonders spannend macht ist der Fakt, dass wir uns gerade in mitten einer globalen Pandemie befinden. Messen, wie wir sie von früher kennen, waren im letzten Jahr nicht möglich. Daher wichen viele Veranstalter*innen auf das Internet aus und hielten online Messen ab. Dabei machten so manche die Erfahrung, dass dieses Format durchaus auch attraktiv ist und es ist zu erwarten, dass auch nach der Pandemie mit einem Rückgang von „realen“ Messen zu rechnen ist.

Klarerweise werden Messen als solche nicht vollends abgeschafft. Hybrid Messen sind durchaus auch in Zukunft noch denkbar sobald die Pandemie ein Ende findet. Nur leider ist kaum absehbar, wann genau dieses eintreten wird, was eine Finanzplanung für die Messe Wels umso schwieriger gestaltet. Ebenfalls schwierig abzuschätzen ist, wann ein ähnlich hohes Niveau, wie vor der Pandemie in der Messebranche überhaupt wieder erreicht sein wird.

Unter Berücksichtigung dieser Umstände ist es nicht nachvollziehbar, dass es der Beschluss zur Finanzierung tatsächlich durch den Gemeinderat geschafft hat. Nun bleibt uns nichts anderes mehr über als blind darauf zu vertrauen, dass diese Finanzierung auch tatsächlich sinnstiftend war. Denn wissen können wir es nicht.

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